Völker Europas, hört ihr die Musik? Deutschland spielt wieder mal zum Tanz auf. Und DJ Angela sucht eine CD. Von Andreas Thiel Anzeige
Frau Merkel: Guten Tag. Haben Sie auch CDs aus der Schweiz? Verkäufer: Natürlich. Frau Merkel: Haben Sie die CD mit den Bankkundendaten? Verkäufer: Wie heisst die Band? Frau Merkel: Die Bank heisst UBS. Verkäufer: Die «Bankkundendaten» von den UBS? Finde ich nicht. Woher aus der Schweiz kommen die? Frau Merkel: Aus Zürich, glaube ich. Verkäufer: Und sind die in Deutschland bekannt? Frau Merkel: Nein, das heisst, ja, also nicht wirklich. Verkäufer: Treten die denn öffentlich auf? Frau Merkel: Eben nicht. Das ist ja das Problem. Verkäufer: Vielleicht kann ich sie in der Schweiz bestellen. Frau Merkel: Das wäre sehr nett. Wir haben leider nur eine Kopie, und der Mittelsmann wollte uns partout nicht sagen, woher er diese hat. Und Sabine sagt, das sei sehr verdächtig, es könnte sich um eine Raubkopie handeln, und damit kämen wir dann in Konflikt mit dem Urheberschutz. Jetzt habe ich gedacht, bei mir um die Ecke, da ist doch dieses CD-Fachgeschäft, da gehe ich jetzt hin und frage, ob der diese CD auch hat. Verkäufer: Ist sie denn in der Schweiz bekannt? Frau Merkel: Ich glaube, nicht einmal da wirklich. Verkäufer: Also eine Underground-Band. Frau Merkel: So könnte man es nennen. Verkäufer: Sie stehen auf Underground? Wir haben hier unter dem Ladentisch auch einige verbotene deutsche Bands: «Die Reichskristallbigband», «Die ObersalzbergundtalBand», «Die Obersturm-Band», «Das Führerhauptquartett» . . . Frau Merkel: Danke, im Moment interessiert mich nur, was in der Schweiz gespielt wird. Verkäufer: Schade. Das Gute an den verbotenen Bands ist, dass man die verkauften CDs nicht der Steuer angeben muss. Frau Merkel: So? Äh, dann nehme ich vielleicht doch einige Exemplare zur Ansicht mit . . . Verkäufer: Sie werden begeistert sein! Die Texte sind hochpolitisch. Hier zum Beispiel das Lied «Kauft nicht bei Reichen!» von der NSDAB, der «Neuen Sozialistischen Deutschen Arbeiter Band», oder «Die Gesteupo – die Geheime Steuerpolizei» von den «Einstürzenden Bankbauten», oder «Bringt die Banker in den Bunker» von den «Heuschreckenden Steinbrücken» . . . Frau Merkel: Interessant . . . Verkäufer: Das ist eine ganze Bewegung, die sich da im Untergrund regt. Frau Merkel: Das Wählerpotenzial scheint in der Tat vielversprechend. Verkäufer: Das Volk wacht auf . . . Frau Merkel: Vor den nächsten Wahlen komme ich vielleicht auf Sie zurück . . . Verkäufer: Ein Volk – eine Steuerbehörde! Frau Merkel: Moment, mein Handy klingelt. Oh, es ist Horst Seehofer . . . Verkäufer: Bitte, gehen Sie nur ran. Frau Merkel: Hallo Horst? Du hast schon wieder eine? Von Schweizer Mittelsmännern? Sehr gut! Wie viel wollten sie? 3,8 Millionen? Steuerfrei? Lächerlich! Die hast du ihnen doch hoffentlich auch gleich gegeben! Gut! Um welche Bank handelt es sich? Wie heisst die Bank? Schnitzel? Die haben wir noch nicht. Bank Schnitzel? Aus Basel? Nicht aus Zürich? Gut, das wäre dann nach der CS und der UBS die erste Baseler Bank. Die Züricher waren ja leicht zu knacken. Aber dass wir die Baseler so schnell in die Pfanne hauen würden, das hätte ich auch nicht gedacht. Die Baseler sind doch sonst so pfiffig! Also. Schnitzelbank aus Basel? Das steht sogar auf der CD? Und die wurde dir von einem Baseler Syndikat verschafft? Wie heisst das dort? Clique? Egal. Aber siehst du? Man muss nur mit dem Geldschein winken, dann singen die. Ich bin gespannt, was auf der CD drauf ist . . .